Die Grazer Future: Ökotopia

von Felix Obermair

Das GrazMuseum, ehemals Stadtmuseum Graz, wird leicht übersehen. Und das, obwohl es im herrschaftlichen Palais Khuenburg zwischen Hauptplatz, Kastner & Öhler und Schlossbergplatz nicht zentraler liegen könnte. Vielleicht sind es die vielen Besuchermagnete ringsum, die dem Museum zusetzen. Das ist schade, denn das GrazMuseum ist keines jener angestaubten Stadtmuseen, die mit Kleiderfundus und Rumpelkammern mehr gemeinsam haben als mit zeitgemäßem Ausstellungsdesign. Im Gegenteil, es ist sehr gut in Schuss! Dazu tragen neben den Dauerausstellungen, 360 GRAZ (Zeitgeschichte) und den Schloßberg-Utopien, auch verschiedenste Sonderausstellungen bei.

Ökotopia ist so eine Ausstellung. Im Hinterhaus des Museums versteckt, darf sie sich dort, als Ausgleich zu ihrer Abgelegenheit, auf gleich mehrere Räume ausbreiten. Ökotopia kommt nicht als Ausstellung im klassischen Sinne daher, es ist vielmehr eine Werkschau, Umfrage, Präsentationsfläche vom und für die Grazer Fachhochschule (FH) Joanneum. Am Beispiel 7 verschiedener Grazer Wohngebiete wurde an der FH von 2009 bis 2014 in einem interdisziplinären Forschungsprojekt ein „quantitatives, multi-kriterielles Analyseinstrument zur höheren Entscheidungssicherheit in der nachhaltigen Entwicklung von smarten Städten“ (Zit. Ausstellungsfolder) geschaffen. Ein Modell für eine intelligente, partizipative Stadtentwicklung also.

Wenn man, wie ich, die Ausstellung am späten Wochentag-Nachmittag besucht, wird man dabei vermutlich ganz Ökotopia für sich allein haben. Das ist auch nicht unbedingt schlecht, denn Studierende und Lehrende der FH haben BesucherInnen mit einer geballten Ladung an Statistiken, Infografiken, Illustrationen und Fragen bedacht. So gegensätzliche Grazer Gegenden wie der vornehme Ruckerlberg, die oft gemiedene Triestersiedlung, die Einfamilienhauskolonie Murfeld und die Wohnskulptur Terassenhaussiedlung werden detailliert vorgestellt und miteinander verglichen. Holz-Silhouetten als VertreterInnen der ausgewählten Siedlungen zeigen die Präferenzen der BewohnerInnen bei ihrer Verkehrsmittelwahl auf – die Rück- (oder Vorder-)Seite stellt, ebenfalls prozentuell, den Flächenverbrauch der Viertel auf. Wohnqualität wird an Faktoren wie Nachbarschaftsbeziehungen und ortsbezogener Identität gemessen.

Zusätzlich zu den Gebiets-Vergleichen sind noch Projektentwicklungen der einzelnen Studienrichtungen ausgestellt, die aus Basis des Ökotopia-Kriterienkatalogs seit 2014 in urbanen Interventionen und Apps konkrete Lösungsansätze zur Schaffung des angestrebten Ökotopias bieten. Da finden sich ein Multigenerationen-Spielplatz, eine Roadmap für nachhaltige Lebensmittel, oder eine Navigations-App für Blinde. Tolle Projekte! Hie und da kann es den BetrachterInnen aber passieren, vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr zu sehen – ein einheitliches Design, auch für die separaten Projekte, hätte Ökotopia gut getan. Auch stellenweise etwas weniger Denglisch in den Projektbeschreibungen. So ist es ein ziemlicher Jungle. Aber immer noch ein informativer.

Einen Ruhepol bildet auf dem Boden des Hauptraums eine große Karte von Graz, auf der die untersuchten Gebiete markiert sind. In ihre Mitte, wo Schlossberg und Stadtpark einen weißen Freiraum im orange gefärbten „Schwarz“-Plan bilden, hätte ich mich am liebsten hingehockt (einen Fuß auf den Schlossberg, einen auf den Stadtpark – sollte sich ausgehen), und über die Grazer Zukunft meditiert. Doch den Teppich zierte leider ein Betretungsverbot. Unbetreten der Teppich, etwas betreten ich, verließ ich Ökotopia wieder. Rückkehr jedoch nicht ausgeschlossen!

Ökotopia kann man noch bis 7. Oktober im GrazMuseum (Sackstraße 18, Gotische Halle) besuchen. Der Eintritt ist frei.

Außerdem gibt es noch bis 10. September die Ausstellung Schau Graz! 426 Standpunkte zur Situation der Stadt zu sehen, die große Sommerausstellung des GrazMuseums, bei der in 426 Fotografien der gegenwärtige Istzustand von Graz als gesellschaftlich gewordener Stadtraum beschrieben wird.

Von Felix Obermair

Das GrazMuseum, ehemals Stadtmuseum Graz, wird leicht übersehen. Und das, obwohl es im herrschaftlichen Palais Khuenburg zwischen Hauptplatz, Kastner & Öhler und Schlossbergplatz nicht zentraler liegen könnte. Vielleicht sind es die vielen Besuchermagnete ringsum, die dem Museum zusetzen. Das ist schade, denn das GrazMuseum ist keines jener angestaubten Stadtmuseen, die mit Kleiderfundus und Rumpelkammern mehr gemeinsam haben als mit zeitgemäßem Ausstellungsdesign. Im Gegenteil, es ist sehr gut in Schuss! Dazu tragen neben den Dauerausstellungen, 360 GRAZ (Zeitgeschichte) und den Schloßberg-Utopien, auch verschiedenste Sonderausstellungen bei.

Ökotopia ist so eine Ausstellung. Im Hinterhaus des Museums versteckt, darf sie sich dort, als Ausgleich zu ihrer Abgelegenheit, auf gleich mehrere Räume ausbreiten. Ökotopia kommt nicht als Ausstellung im klassischen Sinne daher, es ist vielmehr eine Werkschau, Umfrage, Präsentationsfläche vom und für die Grazer Fachhochschule (FH) Joanneum. Am Beispiel 7 verschiedener Grazer Wohngebiete wurde an der FH von 2009 bis 2014 in einem interdisziplinären Forschungsprojekt ein „quantitatives, multi-kriterielles Analyseinstrument zur höheren Entscheidungssicherheit in der nachhaltigen Entwicklung von smarten Städten“ (Zit. Ausstellungsfolder) geschaffen. Ein Modell für eine intelligente, partizipative Stadtentwicklung also.

Wenn man, wie ich, die Ausstellung am späten Wochentag-Nachmittag besucht, wird man dabei vermutlich ganz Ökotopia für sich allein haben. Das ist auch nicht unbedingt schlecht, denn Studierende und Lehrende der FH haben BesucherInnen mit einer geballten Ladung an Statistiken, Infografiken, Illustrationen und Fragen bedacht. So gegensätzliche Grazer Gegenden wie der vornehme Ruckerlberg, die oft gemiedene Triestersiedlung, die Einfamilienhauskolonie Murfeld und die Wohnskulptur Terassenhaussiedlung werden detailliert vorgestellt und miteinander verglichen. Holz-Silhouetten als VertreterInnen der ausgewählten Siedlungen zeigen die Präferenzen der BewohnerInnen bei ihrer Verkehrsmittelwahl auf – die Rück- (oder Vorder-)Seite stellt, ebenfalls prozentuell, den Flächenverbrauch der Viertel auf. Wohnqualität wird an Faktoren wie Nachbarschaftsbeziehungen und ortsbezogener Identität gemessen.

Zusätzlich zu den Gebiets-Vergleichen sind noch Projektentwicklungen der einzelnen Studienrichtungen ausgestellt, die aus Basis des Ökotopia-Kriterienkatalogs seit 2014 in urbanen Interventionen und Apps konkrete Lösungsansätze zur Schaffung des angestrebten Ökotopias bieten. Da finden sich ein Multigenerationen-Spielplatz, eine Roadmap für nachhaltige Lebensmittel, oder eine Navigations-App für Blinde. Tolle Projekte! Hie und da kann es den BetrachterInnen aber passieren, vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr zu sehen – ein einheitliches Design, auch für die separaten Projekte, hätte Ökotopia gut getan. Auch stellenweise etwas weniger Denglisch in den Projektbeschreibungen. So ist es ein ziemlicher Jungle. Aber immer noch ein informativer.

Einen Ruhepol bildet auf dem Boden des Hauptraums eine große Karte von Graz, auf der die untersuchten Gebiete markiert sind. In ihre Mitte, wo Schlossberg und Stadtpark einen weißen Freiraum im orange gefärbten „Schwarz“-Plan bilden, hätte ich mich am liebsten hingehockt (einen Fuß auf den Schlossberg, einen auf den Stadtpark – sollte sich ausgehen), und über die Grazer Zukunft meditiert. Doch den Teppich zierte leider ein Betretungsverbot. Unbetreten der Teppich, etwas betreten ich, verließ ich Ökotopia wieder. Rückkehr jedoch nicht ausgeschlossen!

Ökotopia kann man noch bis 7. Oktober im GrazMuseum (Sackstraße 18, Gotische Halle) besuchen. Der Eintritt ist frei.

Außerdem gibt es noch bis 10. September die Ausstellung Schau Graz! 426 Standpunkte zur Situation der Stadt zu sehen, die große Sommerausstellung des GrazMuseums, bei der in 426 Fotografien der gegenwärtige Istzustand von Graz als gesellschaftlich gewordener Stadtraum beschrieben wird.