Leerstand – Pioniere – Urbanität

Von Vera Schabbon

Bei wolkenlosem Himmel, lauer Sommerluft und leisem Zirpen der Grillen zeigen sich die Grazer Reininghausgründe von ihrer romantischten Seite. In den noch bestehenden alten Gemäuern der ehemaligen Brauerei, neben großen Wiesen und Bäumen lud das „OPEN.LAB Reininghaus“ am 17. September ExpertInnen und Interessierte zu einer offenen Diskussionsrunde ein. Das Thema: „Pioniernutzungen als Motor der Urbanisierung“, der Fokus lag dabei auf der aktuellen Stadtteilentwicklungsplanung im Westen von Graz. Wie kann hier, in diesem Idyll, eine lebenswerte Stadt entstehen? Was leisten Zwischen- und Mehrfachnutzungen von Altbestand in neuen Stadtentwicklungsgebieten wie Reininghaus? Können Kunst und Kultur eine positive soziale Bindung zum Stadtviertel fördern?

„Sucht euch einen schönen Platz und macht es euch gemütlich!“ Andreas Goritschnig, Initiator des OPEN.LAB Graz-Reininghaus, lädt uns ein Platz zu nehmen. Seit Herbst 2015 wird im Rahmen dieses Pionierprojektes versucht ein innovatives Klima zu schaffen, das es Menschen erlaubt sich den Ort anzueignen und aktiv am Prozess der Stadtwerdung mitzuwirken. Es werden verschiedene Kurse angeboten, gemeinsames „Urban Gardening“ praktiziert und Kooperationen mit KünstlerInnen und dem Schauspielhaus organisiert. Außerdem bietet das Areal einige Materialien und Möbel, die effizient wiederverwendet werden. So entstand beispielsweise das Café von OPEN.LAB u.a. aus alten Fenstern, die in unterschiedlicher Größe passend zusammengesetzt wurden.

Die geladenen DiskussionsteilnehmerInnen der Veranstaltung setzen sich mittig im Kreis zusammen. Eine von ihnen ist Angie Schmidt aus Wien (NEST Agency – Leerstandsmanagement GesmbH). Sie erzählt von dem sogenannten Zwischennutzungsprojekt „Creau“ nahe der Wiener U-Bahn Station Stadion. In einem Nutzungszeitraum von zwei Jahren wurden ehemalige Pferdestallungen zu Veranstaltungsflächen umgebaut und zusätzliche Container als Shops eingerichtet. „Ziel des Projektes ist es, auf dem Areal Pioniernutzer zu etablieren, die nach Fertigstellung der Sanierung der denkmalgeschützten Ställe zu Siedlern werden können“. Zusammen haben sie mit viel Engagement Veranstaltungen, wie einen Weihnachtsmarkt oder ein Thai-Fest, auf die Beine gestellt und sogar bei Schlechtwetter mehr als 8000 BesucherInnen zur Creau gelockt. „Das zeigt die mögliche Bedeutung und Erfolge von Pionierprojekten“.

Eine weitere Expertin der Runde ist Jutta Kleedorfer (Magistratsabteilung 18, Stadtentwicklung und Stadtplanung), die sich u.a. für die Mehrfachnutzung von öffentlichen Freiflächen – wie zum Beispiel Schulhöfe und Sportplätze – einsetzt, damit diese auch außerhalb des Schulbetriebs für AnrainerInnen geöffnet werden. Sie wirft Fragen in die Runde: Was bleibt von dem künstlerischen Engagement bei neuer städtischer Entwicklung? Was bleibt von der Vorarbeit, die hier geleistet wird? Was bleibt von OPEN.LAB?
Andreas Goritschnig sagt: „Es geht um die Software: Einen Ort des Zusammenwirkens schaffen, der die Menschen zum Lernen und Ausprobieren animiert – Kurse zu Urban Gardening sind nur eine von vielen Möglichkeiten. Urbanisierung muss von innen gedacht werden. Warum nicht einen Kräutergarten als Apotheke anlegen?“
Birgit Leinich (Graz/Wien – ÖSW, Pionierprojekterfahrungen Wien) und Rainer Rosegger (Graz – scan – Agentur für Markt- und Gesellschaftsanalytik, StadtdenkerInnen / Reiningherz) bringen sich mit weiteren Fragen und ihrem Wissen in das Gespräch ein. Es wird die Bedeutung von Innovation im Wohnbau hervorgehoben, die Wichtigkeit der Kommunikation zwischen allen Beteiligten (BauträgerInnen, NutzerInnen, ArchitektInnen, PolitikerInnen uvm.) angesprochen und noch mehr hinterfragt, nachgedacht und dabei auch manches im Unklaren gelassen.

Ich gehe aus dem alten Bau und stehe vor einer großen schönen Wiese im Herzen des Reininghausareals. Hier werden bald bis zu 12.000 Menschen ihr Zuhause haben, sich 8.000 Gewerbetreibende ansiedeln, Kinder zur Schule gehen, Straßenbahnen fahren und Sportkurse besucht werden – städtisches Leben entsteht. Wie die Pioniere von Reininghaus als „Motor“ ihre Energien an das Neue weitergeben können und ob oder wie weit sie als Qualität aufgenommen wird, wird die Zeit zeigen. Spannend!

Das OPEN.LAB kann übrigens jederzeit besucht werden. Bei Voranmeldung werden auch Führungen angeboten.

Von Vera Schabbon

Bei wolkenlosem Himmel, lauer Sommerluft und leisem Zirpen der Grillen zeigen sich die Grazer Reininghausgründe von ihrer romantischten Seite. In den noch bestehenden alten Gemäuern der ehemaligen Brauerei, neben großen Wiesen und Bäumen lud das „OPEN.LAB Reininghaus“ am 17. September ExpertInnen und Interessierte zu einer offenen Diskussionsrunde ein. Das Thema: „Pioniernutzungen als Motor der Urbanisierung“, der Fokus lag dabei auf der aktuellen Stadtteilentwicklungsplanung im Westen von Graz. Wie kann hier, in diesem Idyll, eine lebenswerte Stadt entstehen? Was leisten Zwischen- und Mehrfachnutzungen von Altbestand in neuen Stadtentwicklungsgebieten wie Reininghaus? Können Kunst und Kultur eine positive soziale Bindung zum Stadtviertel fördern?

„Sucht euch einen schönen Platz und macht es euch gemütlich!“ Andreas Goritschnig, Initiator des OPEN.LAB Graz-Reininghaus, lädt uns ein Platz zu nehmen. Seit Herbst 2015 wird im Rahmen dieses Pionierprojektes versucht ein innovatives Klima zu schaffen, das es Menschen erlaubt sich den Ort anzueignen und aktiv am Prozess der Stadtwerdung mitzuwirken. Es werden verschiedene Kurse angeboten, gemeinsames „Urban Gardening“ praktiziert und Kooperationen mit KünstlerInnen und dem Schauspielhaus organisiert. Außerdem bietet das Areal einige Materialien und Möbel, die effizient wiederverwendet werden. So entstand beispielsweise das Café von OPEN.LAB u.a. aus alten Fenstern, die in unterschiedlicher Größe passend zusammengesetzt wurden.

Die geladenen DiskussionsteilnehmerInnen der Veranstaltung setzen sich mittig im Kreis zusammen. Eine von ihnen ist Angie Schmidt aus Wien (NEST Agency – Leerstandsmanagement GesmbH). Sie erzählt von dem sogenannten Zwischennutzungsprojekt „Creau“ nahe der Wiener U-Bahn Station Stadion. In einem Nutzungszeitraum von zwei Jahren wurden ehemalige Pferdestallungen zu Veranstaltungsflächen umgebaut und zusätzliche Container als Shops eingerichtet. „Ziel des Projektes ist es, auf dem Areal Pioniernutzer zu etablieren, die nach Fertigstellung der Sanierung der denkmalgeschützten Ställe zu Siedlern werden können“. Zusammen haben sie mit viel Engagement Veranstaltungen, wie einen Weihnachtsmarkt oder ein Thai-Fest, auf die Beine gestellt und sogar bei Schlechtwetter mehr als 8000 BesucherInnen zur Creau gelockt. „Das zeigt die mögliche Bedeutung und Erfolge von Pionierprojekten“.

Eine weitere Expertin der Runde ist Jutta Kleedorfer (Magistratsabteilung 18, Stadtentwicklung und Stadtplanung), die sich u.a. für die Mehrfachnutzung von öffentlichen Freiflächen – wie zum Beispiel Schulhöfe und Sportplätze – einsetzt, damit diese auch außerhalb des Schulbetriebs für AnrainerInnen geöffnet werden. Sie wirft Fragen in die Runde: Was bleibt von dem künstlerischen Engagement bei neuer städtischer Entwicklung? Was bleibt von der Vorarbeit, die hier geleistet wird? Was bleibt von OPEN.LAB?
Andreas Goritschnig sagt: „Es geht um die Software: Einen Ort des Zusammenwirkens schaffen, der die Menschen zum Lernen und Ausprobieren animiert – Kurse zu Urban Gardening sind nur eine von vielen Möglichkeiten. Urbanisierung muss von innen gedacht werden. Warum nicht einen Kräutergarten als Apotheke anlegen?“
Birgit Leinich (Graz/Wien – ÖSW, Pionierprojekterfahrungen Wien) und Rainer Rosegger (Graz – scan – Agentur für Markt- und Gesellschaftsanalytik, StadtdenkerInnen / Reiningherz) bringen sich mit weiteren Fragen und ihrem Wissen in das Gespräch ein. Es wird die Bedeutung von Innovation im Wohnbau hervorgehoben, die Wichtigkeit der Kommunikation zwischen allen Beteiligten (BauträgerInnen, NutzerInnen, ArchitektInnen, PolitikerInnen uvm.) angesprochen und noch mehr hinterfragt, nachgedacht und dabei auch manches im Unklaren gelassen.

Ich gehe aus dem alten Bau und stehe vor einer großen schönen Wiese im Herzen des Reininghausareals. Hier werden bald bis zu 12.000 Menschen ihr Zuhause haben, sich 8.000 Gewerbetreibende ansiedeln, Kinder zur Schule gehen, Straßenbahnen fahren und Sportkurse besucht werden – städtisches Leben entsteht. Wie die Pioniere von Reininghaus als „Motor“ ihre Energien an das Neue weitergeben können und ob oder wie weit sie als Qualität aufgenommen wird, wird die Zeit zeigen. Spannend!

Das OPEN.LAB kann übrigens jederzeit besucht werden. Bei Voranmeldung werden auch Führungen angeboten.