Use a Lot – Nutzt den Grazer Straßenraum!
von Felix Obermair
Was kann man auf einem Auto-Parkplatz eigentlich alles machen? Eigentlich gar nichts, außer parken. Höchstens noch am Bordstein hockend ein Würstl vom nahen Standl hinunterwürgen, während man sich still über den fehlenden Park am Platz aufregt. Um dieser urbanen Tristesse zu entkommen, haben Katharina Köglberger und Christoph Wagner die Interaktion Use a Lot ins Leben gerufen, und im Rahmen des Grazer Architektursommers in der Praxis getestet. Der Name „Use a Lot“ meint dabei einerseits „nutzt (viel im) öffentlichen Raum vielseitig“, andererseits natürlich „nutzt den Parkplatz [parking lot]“. Das pfiffige Projekt der beiden jungen Architekturschaffenden stellt unseren gewohnten Umgang mit öffentlichem Straßenraum infrage und will uns anleiten, über die Nutzungen dieses vermeintlich verlorenen Raumes wieder aktiver nachzudenken und zu entscheiden.
Um uns originalitätsentleerten StraßennutzerInnen bei dieser Rückforderung ein wenig auf die Sprünge zu helfen, waren Katharina und Christoph am vergangenen Wochenende mit „Use a Lot“ kreuz und quer durch Graz unterwegs. Konkret sah das so aus: In einem Lastenrad verstauten die beiden Liegestühle, Sonnenschirm, Spiel- und Grünzeug, einen improvisierten Zaun, eine Mini-Ausstellung geglückter Straßenraum-Interventionen und vieles mehr, und besetzen damit öffentliche Parkplätze in ganz Graz. Für die 90-Minuten-Dauer eines Parkscheins konnte man an so verschiedenen Orten wie der Schönaugasse, dem Hasnerplatz und am Hilmteich einen, laut Angaben der ErfinderInnen, „multifunktional genutzten, begrünten Aufenthaltsraum für Erwachsene und Kinder“ auf 12,5 m² erleben, der „zum Verweilen, Schauen, Spielen und Diskutieren“ einlud.
Ich bin Katharina und Christoph am Sonntag auf ihrer vorletzten Station im Stadtpark begegnet. Auf einer Flipchart hatten die beiden von PassantInnen schon zu einigen relevanten Fragen Antworten eingeholt. Hier eine Auswahl:
Q: „Wie stellen Sie sich die mobile Grazer Zukunft vor?“
A: […] „50 % Radverkehr“, „öffentliche Verkehrsmittel ausbauen“, aber auch: „wieder zurück zum Auto!“
Q: „Wenn Verkehrsflächen frei werden, wie sollten diese gestaltet werden?“
A: […] „Urban Gardening“, „Grün in allen Formen“, „Sportflächen“, aber auch: „mehr Parkplätze“
Q: „Wofür vermissen Sie Platz in der Stadt?“
A: […] „Spielplatz im Lendviertel“, „konsumfreie Aufenthaltsräume“, „städtische Wohnzimmer“
Q: „Gute Beispiele von woanders, die Sie gerne in Graz sehen wollen?“
A: […] „Rauchverbote an öff. Haltestellen“, „Eislaufplatz vor dem Rathaus [Bsp.: Paris]“, „italienische Plätze“
Durchaus unterschiedliche Sichtweisen der Grazer BürgerInnen also, die aber allesamt zeigen: Der Straßenraum sollte uns, bei näherem Nachdenken, nicht egal sein. Katharina und Christophs Fazit nach dem zwei Tagen „Use a Lot“ ist durchaus positiv, eine Wiederholung der Interaktion nicht ausgeschlossen. Eindrücke der Use-a-Lot-Tour durch Graz haben die beiden im Blog usealot.wordpress.com dokumentiert. Ein Erfolg, auch wenn eine Erkenntnis eher ernüchternd waren: PassantInnen waren oft, selbst beim Anblick eines Parkplatz-Mikado-Matches, zu keinem Dialog bereit, und gingen achtlos an „Use a Lot“ vorbei – Graz, einer Stadt voller verschlossener Individualisten? Hoffentlich nicht!
Zum Schluss meines Besuches habe ich noch beobachten dürfen, wie innerhalb von 5 Minuten eine Mini-Oase auf Asphalt in die scheinbar winzige Lastenrad-Box gepackt wird – eine sehr effiziente Raumnutzung.
Es bleibt zu hoffen, dass sich der Mehrwert einer solchen Bottom-Up-Aktion mit BürgerInnen-Befragung auch in höheren politischen Kreisen herumspricht. Graz war ja, vor allem in den letzten Jahren, kein besonders guter Nährboden für Bürgerbeteiligung. Lassen wir uns von „Use a Lot“ inspirieren und nutzen unseren Straßenraum wieder kreativer!
– Spontan fällt mir dazu das Löwenzahn-Intro ein [Löwenzahn sprengt bekanntlich Asphalt], und schon ist der Ohrwurm da. Na toll! –
Website von „USE A LOT“: usealot.eu
von Felix Obermair
Was kann man auf einem Auto-Parkplatz eigentlich alles machen? Eigentlich gar nichts, außer parken. Höchstens noch am Bordstein hockend ein Würstl vom nahen Standl hinunterwürgen, während man sich still über den fehlenden Park am Platz aufregt. Um dieser urbanen Tristesse zu entkommen, haben Katharina Köglberger und Christoph Wagner die Interaktion Use a Lot ins Leben gerufen, und im Rahmen des Grazer Architektursommers in der Praxis getestet. Der Name „Use a Lot“ meint dabei einerseits „nutzt (viel im) öffentlichen Raum vielseitig“, andererseits natürlich „nutzt den Parkplatz [parking lot]“. Das pfiffige Projekt der beiden jungen Architekturschaffenden stellt unseren gewohnten Umgang mit öffentlichem Straßenraum infrage und will uns anleiten, über die Nutzungen dieses vermeintlich verlorenen Raumes wieder aktiver nachzudenken und zu entscheiden.
Um uns originalitätsentleerten StraßennutzerInnen bei dieser Rückforderung ein wenig auf die Sprünge zu helfen, waren Katharina und Christoph am vergangenen Wochenende mit „Use a Lot“ kreuz und quer durch Graz unterwegs. Konkret sah das so aus: In einem Lastenrad verstauten die beiden Liegestühle, Sonnenschirm, Spiel- und Grünzeug, einen improvisierten Zaun, eine Mini-Ausstellung geglückter Straßenraum-Interventionen und vieles mehr, und besetzen damit öffentliche Parkplätze in ganz Graz. Für die 90-Minuten-Dauer eines Parkscheins konnte man an so verschiedenen Orten wie der Schönaugasse, dem Hasnerplatz und am Hilmteich einen, laut Angaben der ErfinderInnen, „multifunktional genutzten, begrünten Aufenthaltsraum für Erwachsene und Kinder“ auf 12,5 m² erleben, der „zum Verweilen, Schauen, Spielen und Diskutieren“ einlud.
Ich bin Katharina und Christoph am Sonntag auf ihrer vorletzten Station im Stadtpark begegnet. Auf einer Flipchart hatten die beiden von PassantInnen schon zu einigen relevanten Fragen Antworten eingeholt. Hier eine Auswahl:
Q: „Wie stellen Sie sich die mobile Grazer Zukunft vor?“
A: […] „50 % Radverkehr“, „öffentliche Verkehrsmittel ausbauen“, aber auch: „wieder zurück zum Auto!“Q: „Wenn Verkehrsflächen frei werden, wie sollten diese gestaltet werden?“
A: […] „Urban Gardening“, „Grün in allen Formen“, „Sportflächen“, aber auch: „mehr Parkplätze“Q: „Wofür vermissen Sie Platz in der Stadt?“
A: […] „Spielplatz im Lendviertel“, „konsumfreie Aufenthaltsräume“, „städtische Wohnzimmer“Q: „Gute Beispiele von woanders, die Sie gerne in Graz sehen wollen?“
A: […] „Rauchverbote an öff. Haltestellen“, „Eislaufplatz vor dem Rathaus [Bsp.: Paris]“, „italienische Plätze“
Durchaus unterschiedliche Sichtweisen der Grazer BürgerInnen also, die aber allesamt zeigen: Der Straßenraum sollte uns, bei näherem Nachdenken, nicht egal sein. Katharina und Christophs Fazit nach dem zwei Tagen „Use a Lot“ ist durchaus positiv, eine Wiederholung der Interaktion nicht ausgeschlossen. Eindrücke der Use-a-Lot-Tour durch Graz haben die beiden im Blog usealot.wordpress.com dokumentiert. Ein Erfolg, auch wenn eine Erkenntnis eher ernüchternd waren: PassantInnen waren oft, selbst beim Anblick eines Parkplatz-Mikado-Matches, zu keinem Dialog bereit, und gingen achtlos an „Use a Lot“ vorbei – Graz, einer Stadt voller verschlossener Individualisten? Hoffentlich nicht!
Zum Schluss meines Besuches habe ich noch beobachten dürfen, wie innerhalb von 5 Minuten eine Mini-Oase auf Asphalt in die scheinbar winzige Lastenrad-Box gepackt wird – eine sehr effiziente Raumnutzung.
Es bleibt zu hoffen, dass sich der Mehrwert einer solchen Bottom-Up-Aktion mit BürgerInnen-Befragung auch in höheren politischen Kreisen herumspricht. Graz war ja, vor allem in den letzten Jahren, kein besonders guter Nährboden für Bürgerbeteiligung. Lassen wir uns von „Use a Lot“ inspirieren und nutzen unseren Straßenraum wieder kreativer!
– Spontan fällt mir dazu das Löwenzahn-Intro ein [Löwenzahn sprengt bekanntlich Asphalt], und schon ist der Ohrwurm da. Na toll! –
Website von „USE A LOT“: usealot.eu