Ab in den Süden!
Von Vera Schabbon
Kunst, Kultur und Atmosphäre neben Gemeindebau und Gefängnis? Klingt ungewöhnlich? Das ist es auch. Durch seine Geschichte und das Engagement seiner BewohnerInnen und externer Mitwirkender bietet das „Triesterviertel“ den perfekten Nährboden für künstlerisches Schaffen, inspirierende Projekte und einen interdisziplinären Austausch. Das Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz und das Stadtteilzentrum Triester zeigen mit Veranstaltungen unterschiedlicher Art, von Installationen bis Rundgängen, die Vielfalt und Qualitäten ihres Viertels.
Am Stadtrand im Süden von Graz bildet ein scheinbar unattraktives Konglomerat aus Gemeindebauten, Strafanstalt Karlau, Industriegebäuden, Schlachthof und Sturzplatz das „Triesterviertel“. Teile der ältesten Gemeindebauten wurden bereits 1928 bezogen. In den 1940er Jahren kamen die „Südtiroler-Siedlungen“ hinzu – gemeinsam bilden sie die „Triestersiedlung“. Menschen aus unterschiedlichen Nationen, von Ex-Jugoslawien bis zum arabischen Raum, wohnen hier Tür an Tür und geben dem Stadtteil Identität. Bis heute verbinden viele dieses Viertel mit erhöhter Kriminalität und der Vorstellung prekärer Wohnverhältnisse. Doch die Kunstszene lebt, produziert und feiert! Das „Schaumbad“ in der Puchstraße 41 bildet dabei den Ausgangspunkt. Aber was ist das „Schaumbad“? Was wird hier gemacht? Wie wurde es zu dem, was es jetzt ist?
Von Eva Ursprung erfahre ich mehr. In der Küche des Stadtteilzentrums zwischen Weinflaschen und Chili con Carne treffe ich die Mitbegründerin des Künstlerateliers beim Belesenen Gehsteig (eine Kombination aus Literatur und Kulinarik auf dem Gehsteig der Siebenundvierzigergasse). Kurz zur Geschichte: 2008 gegründet fand die Künstlergemeinschaft Arbeits- und Ausstellungsräumlichkeiten in einem ehemaligen Bädergroßhandel hinter dem Bahnhof zur künstlerischen Zwischennutzung. Als das Gebäude 2011 verkauft wurde, begann die Suche von Neuem. Nach einer Zeit des Vagabundierens fand man ab 2013 ein neues Zuhause in der Puchstraße.
„Wir haben ca. 2000 m² Fläche, die wir mit unterschiedlichen Ateliers, (Bildhauerei bis Foto- und Tonstudio), Büro- und Ausstellungsflächen bespielen. Dazu kommt, dass wir auf dem Gelände feiern, grillen und laut sein können- bis Mitternacht und länger – das verbindet“, erzählt Eva Ursprung. In Kooperation mit Künstlern und Institutionen entstehen spannende Ausstellungen und Projekte. Einen wesentlichen Beitrag leistet das Stadtteilzentrum Triester, welches sich für die Steigerung der Wohnqualität der BewohnerInnen und die Förderung einer offenen Gesprächs- und Diskussionskultur einsetzt.
Das derzeit laufende Projekt Heimspiel. Gegenwart, Vergangenheit, Kunst und Kultur im Triesterviertel im Rahmen des Architektursommers ist dafür ein gutes Bespiel. Im „Schaumbad“ werden Fotografien und Erinnerungen von BewohnerInnen und KünstlerInnen gezeigt, die den Weg aus dem Viertel gefunden haben. Es ist spannend zu sehen, wie sich Kunst als Sozialprojekt etabliert. Doch das Heimspiel findet im gesamten Triesterviertel auf unterschiedliche Weise statt. Hier eine kleine Auswahl des großen Angebots:
13.-30. Juli: Zaungäste: Der 240m lange Zaun am Nordrand des Südrandes wird zur „Kunstmeile“. KünstlerInnen erarbeiten allein oder mit BewohnerInnen 96 Paneele des Zauns. Konzept: Barbara Predin
21. Juli: Fotoworkshop mit Martin Behr und Martin Osterider: Die beiden in der „Triestersiedlung“ aufgewachsenen Künstler möchten mittels der Fotografie mit den TeilnehmerInnen einen individuellen Blick auf das Triesterviertel erarbeiten.
22. Juli: Freiraum Südrand?: Bei einem Stadtteilspaziergang zeigt Joachim Hainzl spannende Neunutzungen des Triesterviertels.
27. Juli: Verzauberte Plätzchen im Stadtteil Triester: Gertraud Prügger und Elisabeth Hufnagl führen zu besonderen, geheimen grünen Flecken des Viertels.
21. August- 10. Oktober: Rendezvous im Bad – 10 Jahre Schaumbad: Micro-Festival, Worklabs, Ausstellung: KünstlerInnen aus dem „Schaumbad“ laden zur gemeinsamen Entwicklung von Projekten ein.
Zum Schluss verrät mir Eva Ursprung noch ihr ganz persönliches, besonderes „Zuckerl“ dieses Stadtteils: „Zu sehen, wie sich hier Kunstinteressierte und Leute aus dem Viertel, egal welcher Herkunft, Religion oder Hautfarbe treffen und gemeinsam Zeit verbringen, arbeiten oder feiern.“
Also ab in den Süden! Es lohnt sich!
Von Vera Schabbon
Kunst, Kultur und Atmosphäre neben Gemeindebau und Gefängnis? Klingt ungewöhnlich? Das ist es auch. Durch seine Geschichte und das Engagement seiner BewohnerInnen und externer Mitwirkender bietet das „Triesterviertel“ den perfekten Nährboden für künstlerisches Schaffen, inspirierende Projekte und einen interdisziplinären Austausch. Das Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz und das Stadtteilzentrum Triester zeigen mit Veranstaltungen unterschiedlicher Art, von Installationen bis Rundgängen, die Vielfalt und Qualitäten ihres Viertels.
Am Stadtrand im Süden von Graz bildet ein scheinbar unattraktives Konglomerat aus Gemeindebauten, Strafanstalt Karlau, Industriegebäuden, Schlachthof und Sturzplatz das „Triesterviertel“. Teile der ältesten Gemeindebauten wurden bereits 1928 bezogen. In den 1940er Jahren kamen die „Südtiroler-Siedlungen“ hinzu – gemeinsam bilden sie die „Triestersiedlung“. Menschen aus unterschiedlichen Nationen, von Ex-Jugoslawien bis zum arabischen Raum, wohnen hier Tür an Tür und geben dem Stadtteil Identität. Bis heute verbinden viele dieses Viertel mit erhöhter Kriminalität und der Vorstellung prekärer Wohnverhältnisse. Doch die Kunstszene lebt, produziert und feiert! Das „Schaumbad“ in der Puchstraße 41 bildet dabei den Ausgangspunkt. Aber was ist das „Schaumbad“? Was wird hier gemacht? Wie wurde es zu dem, was es jetzt ist?
Von Eva Ursprung erfahre ich mehr. In der Küche des Stadtteilzentrums zwischen Weinflaschen und Chili con Carne treffe ich die Mitbegründerin des Künstlerateliers beim Belesenen Gehsteig (eine Kombination aus Literatur und Kulinarik auf dem Gehsteig der Siebenundvierzigergasse). Kurz zur Geschichte: 2008 gegründet fand die Künstlergemeinschaft Arbeits- und Ausstellungsräumlichkeiten in einem ehemaligen Bädergroßhandel hinter dem Bahnhof zur künstlerischen Zwischennutzung. Als das Gebäude 2011 verkauft wurde, begann die Suche von Neuem. Nach einer Zeit des Vagabundierens fand man ab 2013 ein neues Zuhause in der Puchstraße.
„Wir haben ca. 2000 m² Fläche, die wir mit unterschiedlichen Ateliers, (Bildhauerei bis Foto- und Tonstudio), Büro- und Ausstellungsflächen bespielen. Dazu kommt, dass wir auf dem Gelände feiern, grillen und laut sein können- bis Mitternacht und länger – das verbindet“, erzählt Eva Ursprung. In Kooperation mit Künstlern und Institutionen entstehen spannende Ausstellungen und Projekte. Einen wesentlichen Beitrag leistet das Stadtteilzentrum Triester, welches sich für die Steigerung der Wohnqualität der BewohnerInnen und die Förderung einer offenen Gesprächs- und Diskussionskultur einsetzt.
Das derzeit laufende Projekt Heimspiel. Gegenwart, Vergangenheit, Kunst und Kultur im Triesterviertel im Rahmen des Architektursommers ist dafür ein gutes Bespiel. Im „Schaumbad“ werden Fotografien und Erinnerungen von BewohnerInnen und KünstlerInnen gezeigt, die den Weg aus dem Viertel gefunden haben. Es ist spannend zu sehen, wie sich Kunst als Sozialprojekt etabliert. Doch das Heimspiel findet im gesamten Triesterviertel auf unterschiedliche Weise statt. Hier eine kleine Auswahl des großen Angebots:
13.-30. Juli: Zaungäste: Der 240m lange Zaun am Nordrand des Südrandes wird zur „Kunstmeile“. KünstlerInnen erarbeiten allein oder mit BewohnerInnen 96 Paneele des Zauns. Konzept: Barbara Predin
21. Juli: Fotoworkshop mit Martin Behr und Martin Osterider: Die beiden in der „Triestersiedlung“ aufgewachsenen Künstler möchten mittels der Fotografie mit den TeilnehmerInnen einen individuellen Blick auf das Triesterviertel erarbeiten.
22. Juli: Freiraum Südrand?: Bei einem Stadtteilspaziergang zeigt Joachim Hainzl spannende Neunutzungen des Triesterviertels.
27. Juli: Verzauberte Plätzchen im Stadtteil Triester: Gertraud Prügger und Elisabeth Hufnagl führen zu besonderen, geheimen grünen Flecken des Viertels.
21. August- 10. Oktober: Rendezvous im Bad – 10 Jahre Schaumbad: Micro-Festival, Worklabs, Ausstellung: KünstlerInnen aus dem „Schaumbad“ laden zur gemeinsamen Entwicklung von Projekten ein.
Zum Schluss verrät mir Eva Ursprung noch ihr ganz persönliches, besonderes „Zuckerl“ dieses Stadtteils: „Zu sehen, wie sich hier Kunstinteressierte und Leute aus dem Viertel, egal welcher Herkunft, Religion oder Hautfarbe treffen und gemeinsam Zeit verbringen, arbeiten oder feiern.“
Also ab in den Süden! Es lohnt sich!